Wie kann es nur Anfang Januar so wahnsinnig heiß sein, man kann nur in den frühen Morgenstunden oder am späten Nachmittag vernünftig arbeiten. Im Bauch der Minna ist es wie in einem Brutkasten und der arme Andreas steckt da drin, um unsere neue Errungenschaft einzubauen. Wir haben uns einen Wassermacher gegönnt, um etwas unabhängiger in Zukunft zu sein.
Wir sitzen schon kurz nach 7 Uhr beim ersten Kaffee und starten danach auch gleich kräftig durch. Andreas verschwindet in der Achterkajüte und ich bearbeite das Deck weiter. Damit habe ich gestern begonnen und möchte es nun zügig von allen Algen und was hier sonst noch so gewachsen ist, befreien. Ein paar andere Kleinigkeiten warten anschließend noch: vom Bimini-Top ist uns ein Gurt gerissen, ich nähe in wieder zusammen und im Steckschot ist der Schlüssel abgebrochen. Ich will versuchen, das abgebrochene Stück aus dem Schloß zu bekommen. Dazu schraube ich das Schloss auf und schiebe mit einem schmalen Schraubenzieher den „Schlüsselrest“ von hinten nach vorn raus…es gelingt….einen Schlüssel haben wir noch. Bei Gelegenheit sollten wir uns einen Schlüssel nachmachen lassen. Ab und zu rufe ich unter Deck um zu schauen, dass es Andreas gut geht, es ist wirklich so brütend heiß und unter Deck noch um einiges schlimmer. Er schlägt sich wacker, es sind sooo viele Teile zu verbauen, ich verstehe nur Bahnhof-Hauptsache das Ding tut später, was er soll….Süßwasser produzieren 😉
Ich markiere am Nachmittag unsere Ankerkette neu, alle alten Markierungen sind fast verschwunden, mir ist es aber wichtig, immer genau zu wissen, wieviel Kette gesteckt ist. Dazu brauche ich diese Markierungen, also 70 Meter Ankerkette nach unten gelassen und mit neonrot und neongrün alle 10 Meter markiert. Das sollte für die nächsten Monate halten….
Alles was wir dann noch wollen, ist eine Dusche und etwas zu essen. Beides ist einfach wunderbar und wir verbringen mal wieder einen schönen Grillabend in gemütlicher Runde mit anderen Seglern.
Die Uhrzeit stimmt nicht, tatsächlich ist es ca. 8.00 Uhr morgens
Nach dem ersten Frühstück an Bord, fährt Andreas mit dem Shuttle-Service der Peak-Werft zum Zoll. Dort soll ein Paket für uns angekommen sein. Wir haben vor einigen Wochen einen Wassermacher gekauft, der direkt vom Hersteller hierher gesendet wurde. Der nette Beamte vor Ort wollte die Bootspapiere, den Pass und die Rechnung sehen und tatsächlich, das Paket ist da. Es wiegt 65 kg, bloß gut, dass es den Shuttle-Service gibt, zu Fuß wäre das fast unmöglich gewesen. Nun sind wir stolze Besitzer eines Wassermacher, er kann aus Salzwasser trinkbares Süßwasser produzieren, ca 55 Liter pro Stunde, das heißt, dass wir nun öfter mal duschen können 🙂 natürlich muss das Gerät noch eingebaut werden, ich bin gespannt, wie lang das wohl dauern wird.
Später fährt Andreas mit einem Angestellten eines Bootszubehörladens los, um Antifouling zu organisieren. Damit werden wir das Unterwasserschiff streichen, um Algen- und Muschelbewuchs zu verhinden. Er kommt mit 2 Galonen (ca. 7,5 Liter) Farbe zurück. Das sollte ausreichen, um die Minna wieder schön dunkelblau anzumalen.
Zwischenzeitlich packe ich die letzte große Tasche aus, die ist voll mit Ersatzteilen, Schläuchen, Werkzeug, Kabel und allerlei Kram, den Segler und Seglerin so braucht….
Ein passender Platz für den Einbau des Wassermachers ist nun auch schon gefunden, er wird in der Achterkabine hinter der Verkleidung moniert. Dann noch die Lebensmittel sichten, wir haben drei Plastikboxen voll hier zurückgelassen. Diese habe ich vor unserer Abreise im Mai 22 mit Panzerband zugeklebt, damit Ameisen keine Chance haben und das war gut so, alle Lebensmittel (Nudeln, Reis, Konserven usw.) sind top in Schuss. So haben wir nun doch einiges an Lebensmittel parat.
Bis zum Dunkelwerden beginne ich mit dem Schrubben des Decks, alles ist dick grün bewachsen, jeder Tampen, jedes Seil, alles ist bewachsen. Die Minna ist voller Moos als würde sie seit Jahren hier verwittern, dabei waren es doch nur 8 Monate-unglaublich.
Bei dieser Hitze ist es sehr anstrengend körperlich zu arbeiten, ich halte mir von Zeit zu Zeit einfach den Wasserschlauch über den Kopf. In kürzester Zeit sind selbst meine Klamotten schon wieder getrocknet.
Am Abend grillen wir mit einigen anderen Seglern am Strand. Es gibt hier tatsächlich einige Deutsche mit denen wir einen gemütlichen Abend verbringen.
Das ist ein Teil des Kofferinhaltes…
Ein schönes Durcheinander
Die Lebensmittel waren in luftdicht verschlossenen Plastikboxen
Das Paket 📦 hat eine weite Reise hinter sich
Dieses Foto ist Weihnachten entstanden, so sind unsere Kinder immer bei uns
Ein schöner Abend mit anderen deutschen Seglern, man ist nie lange allein….
Das Klettern auf eine Palme 🌴 muss ich noch üben 🙃
Die erste Nacht auf der Minna liegt hinter uns und es geht echt schöner…zuerst organisieren wir uns einen Kaffee und irgend etwas Essbares in einem kleinen Laden direkt in der Werft. Alles was wir dort finden können, sind zwei Thunfischsandwiches, aber Kaffee gibt es, das ist gut.
Dann geht das große Putzen auf und in der Minna los, alles, aber wirklich alles muss abgewaschen werden, Schränke innen und außen, alles an Geschirr, die Wände, Decken, eben einfach alles hat Schimmel angesetzt. Da es die letzten Monate hier nur geregnet hat und die Temperaturen durchgehend bei ca. 30 Grad lagen, ist das kein Wunder und wir haben damit gerechnet. Die letzten Tage vor unserer Ankunft hat ein befreundeter Segler, der direkt neben uns „parkt“, die Minna täglich gelüftet, trotzdem stinkt es fürchterlich, alles ist klamm und fleckig. Es riecht wie in einer Champignonsaufzuchtstation, dass noch keine wachsen wundert mich 🙂
Andreas organisiert Coins für Waschmaschine und Trockner, die hier zur Verfügung stehen, wir waschen alles, was in die Maschine passt. Sämtliche Kissen, Decken, Schlafsäcke, Bettwäsche, Handtücher usw., alles ist verstockt und feucht und riecht ganz fürchterlich. Wir sind die nächsten Stunden mit Tüten voll Wäsche unterwegs. Bei Virginia und Christoph gönnen wir uns am Nachmittag eine Pause. Auch unser „neues“ gebrauchtes Schlauchboot wird von den beiden Männern vom Strand zur Minna gebracht. Das Boot haben wir während unserer Abreise von einem kanadischen Segler gekauft. Erst waren wir etwas skeptisch, ob das wohl alles so funktionieren wird, aber alles ist wie besprochen, Boot und Motor sehen gut aus. Ab jetzt müssen wir uns nicht mehr mit unserem Faltboot abquälen…hurra…
Andreas organisiert noch einen Liter Milch und Kaffee, ab morgen früh ist das Wichtigste schonmal vorhanden…aller Anfang ist schwer…so haben wir den heutigen Tag nur damit verbracht, Stockflecken und Schimmel zu entfernen und die Minna wieder wohnlich zu machen. Am Abend sind immerhin alle vier Koffer unter Deck und auch schon fast ausgeräumt und verstaut. Wir finden noch zwei Dosen Suppe, die wir genüßlich verputzen und genießen den Feierabend….
Kaffee am Strand (die Bierflaschen sind nicht von uns 😁)
Die müssen heute ausgepackt werden
mein provisorisches Nachtlager
Eine Plane hat die Minna etwas geschützt vor der langen Regenzeit
Irgendwie kann ich am Vorabend nicht einschlafen, Andreas ist schon längst im Bett, aber ich schaffe es nicht ins Bett zu gehen. Immer wieder tu ich noch dies und jenes, ob sinnvoll oder nicht….
Kurz vor Mitternacht schlummere ich dann endlich auch etwas ein, der Wecker ist für 2.50 Uhr gestellt, also habe ich nicht allzu viel Zeit zum schlafen, scheinbar brauche ich auch nicht so wirklich Schlaf. Ich bin wohl doch ziemlich aufgeregt, ob ich es nun zugeben will oder nicht. Als dann der Wecker klingelt ist es somit auch kein Problem für mich aus dem Bett zu hüpfen und ein letztes Mal Kaffee mit Strom aus der Steckdose zu kochen. Gegen halb vier wecken wir Miriam, sie muss uns zum Flughafen fahren. Unsere vier riesigen Taschen und unser nicht gerade kleines „Handgepäck passen gerade so in die kleine A-Klasse. Gestern noch haben wir ewig gebraucht und die Koffer immer wieder gewogen, bis wir endlich pro Koffer die 23 erlaubten Kilogramm nicht mehr überschritten. Dadurch ist unser so genanntes Handgepäck auf das Maximum angeschwollen…..eigentlich ist nur einer der vier Koffer mit Klamotten von uns gefüllt, die anderen drei sind voll mit Ersatzteilen, Dieselfiltern, Ölpumpen, Schrauben, Schläuchen, Spachtelmasse, und zur Krönung schleppen wir auch noch ein Leichtwindsegel incl. Bergeschlauch mit…Wahnsinn…bin gespannt, was der Zoll dazu sagen wird. Inventarlisten haben wir auf jeden Fall erstellt.
Alles muss mit
Auf gehts nach Amsterdam
Kurz vor vier Uhr am Morgen sind wir am Flughafen Hannover und können auch zügig unser Gepäck abgeben. Die Dame an der Abfertigung ist super freundlich und interresiert, wo man mit so einer Menge Gepäck hinwill. Wir erzählen ihr, was wir vorhaben und könne sogar ohne Aufpreis noch ein Teil unseres Handgepäcks, eine 6 kg schwere Tasche mit Lungenautomaten fürs Tauchen, als Aufgabegepäck loswerden. Nun haben wir nur noch die Laptoptasche, einen kleine Koffer und einen Rucksack….
Miriam verabschiedet sich von uns, es ist kurz vor fünf und wir passieren in aller Ruhe die Sicherheitskontrolle. Unser Flug startet pünktlich 6.10 Uhr Richtung Amsterdam, dort landen wir schon gegen 7.40 Uhr. Jetzt heißt es warten, unser Anschlußflug geht erst 14.35 Uhr. Also erstmal frühstücken und den Flughafen Schiphol erkunden. Wenn man es auf diesem Flughafen eilig hat, hat man echt ein Problem, der Flughafen ist riesig und man kann lange von einem Gate zum anderen unterwegs sein…Wir haben Zeit und die vergeht doch relativ schnell….13 Uhr ist Boarding, die Maschine ist bis zum letzten Platz ausgebucht…wo die bloß alle hinwollen? Segeln?? Oder einfach nur in der Karibik Urlaub machen? Neben mir sitzt eine ältere Frau, die nach Hause möchte, zu ihrer Familie nach Trinidad…also doch nicht alle zum Segeln oder in den Urlaub.
An Bord werden wir gut versorgt mit Essen, Trinken, Essen, Trinken…das Fernsehprogramm ist auch ok und so vergeht auch diese lange Zeit recht zügig. Nach neun Stunden haben wir einen kurzen Zwischenstopp in Barbados, es gehen einige Leute von Bord und andere kommen dazu. Nun ist es nur noch eine gute Stunde und wir landen nach 11,5 Stunden in Port of Spain, der Hauptstadt von Trinidad. Der Zollbeamte ist sehr nett, auch all unsere Koffer sind angekommen. In der Warteschlange beim Einreisen hat uns ein holländisches Pärchen entdeckt, bzw. sie haben die Papiere in meinen Händen entdeckt. Dort war das Logo der Werft gut zu erkennen und die Beiden wollen auch genau dort hin, toll nun sind wir schon zu viert. Wir kontaktieren den Shuttle-Service der Werft und müssen nicht lange warten bis wir abgeholt werden.
Gegen 23 Uhr Ortszeit, in Deutschland ist es 5 Stunden später, kommen wir bei unserer Minna an. Der Fahrer manövriert den Kleinbus direkt bis an die Leiter….
Die Koffer lassen wir erstmal unten liegen und klettern an Bord, zwei eiskalte Biere stehen in der Plicht, Christoph, ein Freund, hat sie für uns dort hinterlassen…ein schöne Begrüßung. Dann lassen ein Seil nach unten, ich knote jeden einzelnen Koffer fest und Andreas zieht sie hoch. Schon merkwürdig, unsere Minna an Land und soooo hoch….
Ich bin froh, dass es dunkel ist und ich noch nicht das ganze Disaster erkennen kann, ich merke nur, dass es sehr unangenehm riecht unter Deck und beschließe draußen zu schlafen. Andreas scheint es nicht so sehr zu stören, denn er ist bald verschwunden in der Koje. Ich mach es mir mit einer Matraze von innen in der Plicht bequem, ein Laken und die Decke von KLM (die habe ich vorsorglich mitgenommen 🙂 ) reichen zum Zudecken. Es ist brutal warm und ein echter Klimaschock…..
Mal sehen, wie es in der Minna bei Tageslicht aussieht, wir haben ja schon echte Schauergeschichten von komplett verschimmelten Booten und Feuchtigkeitsschäden gehört und gelesen. Wir hoffen, dass es uns nicht ganz so sehr erwischt. Der nächste Tag wird Klarheit schaffen. Für heute ist es erst mal genug, wir sind totmüde und k.o.
Diese Maschine bringt uns nach Trinidad
Wo müssen wir hin? Der Flughafen gleicht einem Labyrinth 😅
Auf dem Monitor können wir gut verfolgen, wo wir momentan sind…..