29.04.22-Tag 266: die Minna auf dem Trockenem

Gestern erst sind wir in der Bucht von Chaguaramas auf Trinidad angekommen, haben letzte Nacht direkt vor der Marina Peak Yacht Service geankert und heute Morgen, 8 Uhr, wird die Minna schon aus dem Wasser gehoben. Wir haben uns für 7 Uhr den Wecker gestellt, um noch in Ruhe frühstücken zu können. Das Funkgerät ist angeschaltet, um zu hören, wenn wir gerufen werden. Pünktlich, 2 Minuten nach Acht, ruft uns Yvanna von der Werft. Sie fragt, ob wir bereit sind und bittet uns Leinen anzubringen. Nun geht alles sehr schnell….wir stellen die Solarpaneele an den Seiten senkrecht, bringen Leinen an und lichten den Anker. Unsere Nachbarn, die Amerikaner, Shanan und Karl, machen derweil Fotos von unserer Fahrt zum Bootslift. Dort warten schon 5 Mitarbeiter der Werft auf uns und nehmen die Leinen an. Wir müssen die Minna verlassen und schauen uns das Schauspiel von Land an.

Es geht sehr profesionell zu, jeder Handgriff sitzt bei den Jungs, ein Taucher überprüft die Gurte auf ihren richtigen Sitz, dann hebt der Kran unsere Minna ganz langsam an. Alle vier Leinen werden gelöst und an Bord geworfen….sie hängt sicher in den Gurten und Stück für Stück geht es in die Höhe. Toll an diesem Travellift ist, dass die Masten nicht gezogen werden müssen, wie wir es aus Deutschland eigentlich gewohnt sind. Das ist jedes Mal ein riesiger Aufwand…das bleibt uns hier erspart. Dieser Kran fährt über das Schiff, nur von drei Seiten, so können die Masten stehen bleiben…perfekt.

Es ist tatsächlich ein emotionaler Moment, nach 9 Monaten auf dem Wasser, steht sie nun an Land. Sie hat uns überall sicher hingebracht, wir hatten keine gravierenden Probleme (mal abgesehen vom Motorschaden in Portugal), sie ist uns ein echtes Zuhause geworden und nun ist die Zeit schon um…

Nachdem sie komplett an Land ist, wird mit einem Hochdruckreiniger das Unterwasserschiff vom Bewuchs befreit. Wir hatten mit wesentlich mehr Pocken und Algen gerechnet. Scheinbar hat das Antifouling ganz Arbeit geleistet…

Nun wird sie mit einem riesigen Trailer an ihren Stellplatz gefahren, dort auf Holzbalken aufgepallt und mit seitlichen Stützen gesichert. Sie steht sicher und der Platz ist zudem auch noch wirklich schön. Wir können von oben direkt aufs Meer schauen.

Den Rest des Tages verbringen wir mit ersten Arbeiten, wie Wäsche waschen (hier gibt es Waschmaschinen und Trockner), Aufräumen, das Salz entfernen, dass irgendwie überall oben und unter Deck ist. Bei den Waschmaschinen lernen wir ein deutsches Pärchen kennen, die auch hier in der Werft ihr Boot liegen haben. Sie sind schon einige Male hier in Trinidad gewesen und können nur Positives über Peak Yacht Service sagen. Das ist auch unser Eindruck. Hier ist alles in top Zustand, die Mitarbeiter sind super freundlich und hilfsbereit und man fühlt sich direkt wohl.

Vor uns liegt der Kran der Werft

Hier kann man den Taucher sehen, der die Gurte anbringt

 

Sieht nicht sehr lecker aus…

Die Algen eines Jahres müssen runter

Die Minna ist an ihrem Sommerliegeplatz angekommen und wird stabilisiert

Ab heute müssen wir über die Leiter an Bord

 

Jetzt heißt es aufräumen

28.04.22-Tag 265: wir haben unser Ziel erreicht

Seit gestern Nachmittag sind wir unterwegs zu unserem letzten Ziel….wir segeln von Grenada nach Trinidad.

Es herscht auf der Passage ein unbeschreiblich starker Äquatorialstrom von Backbord, er versetzt uns mit ca. 3 Knoten nach Westen. Wir müssen stellenweise den Motor nutzen, um dagegenanzukommen. In einer solchen Ausprägung haben wir Strömung noch nie erlebt…

Gegen 7 Uhr ist die Nordküste Trinidads schon gut erkennbar und wir fühlen uns langsam auch wieder sicher, wir sind veschont geblieben von Piraten.

Ca 8.30 funken wir North Post Radio auf VHF 16 an, um mitzuteilen, dass wir unversehrt sind und in der nächsten Stunde Trinidad erreichen werden. Diese Vorgehen wurde uns vorab von der Werft geraten.

Um 9 Uhr erreichen wir die Küste und durchqueren einen recht engen Kanal zwischen Monos Island und Trinidad. Hier strömt das Wasser in alle Richtungen, völlig verrückte Wellen quirlen um die Minna. Auf halber Strecke ist plötzlich alles ruhig, keine Wellen mehr. Das Wasser ist spiegelglatt. Das letzte Stück motoren wir bis in die Ankerbucht von Chaguaramas, direkt vor der Werft Peak Yacht Service.  Kurz vor 10 Uhr fällt der Anker. Es sieht hier nicht ganz so toll aus, ein Industriegebiet eben, aber wir wollen hier ja auch nicht entspannen, sondern die Minna einlagern.

Per Funk melden wir uns bei Yvanna von Peak Yacht an, sie bittet uns baldmöglichst zu ihr ins Büro zu kommen, um die Unterlagen für die Immigration fertig zu machen. Also Dingi zusammenbauen und ab an Land. Wir werden sehr freundlich empfangen. Yvanna stellt uns alle Unterlagen zusammen und erklärt uns, wo wir diese nun abgeben müssen. Auch dort werden wir freundlich begrüßt und es ist schnell der Papierkrieg erledigt.

Hier treffen wir auch tatsächlich das amerikanische Seglerpärchen wieder, die wir vor einigen Tagen in Grenada kennengelernt hatten. Sie sind einen Tag vor uns hier eingetroffen, hatten aber einen Getriebeschaden und wurden von der Coastguard in die Ankerbucht geschleppt….da ist ja bei uns wieder mal alles gut gelaufen 👍 Wir essen gemeinsam in einer Bar eine Kleinigkeit und verabschieden uns dann. Wir sind platt, wir müssen duschen und schlafen. Die letzte Nacht steckt uns noch in den Knochen….Morgen früh 8 Uhr haben wir Krantermin, es geht nun Schlag auf Schlag…

Bei Sonnenaufgang sehen wir am Horizont diese Gewitterwolken

Trinidad in Sichtweite

Die Gastlandflagge von Trinidad und Tobago wird gehisst

Per Funk melden wir uns bei der Coastguard in Trinidad

Jetzt sind wir fast angekommen

Wir melden uns im Büro des Peake Yacht Service

27.04.22-Tag 264: auf nach Trinidad

Es ist soweit, wir werden heute unsere letzten 80 sm nach Trinidad antreten. Vorher heißt es wieder mal, Motor checken, Ölstand, Kühlwasser….alles sieht gut aus…Wir setzen den Spi-Baum, weil es vielleicht Wind von achtern geben kann und verstauen nach langer Zeit mal wieder unser Dingi an der Reeling.

Da wir uns entschlossen haben über Nacht zu segeln, werden wir erst 14 Uhr hier in Grenada starten. Den Vormittag verbringen wir damit, all unsere Wertsachen im Boot zu verstecken. Zwischen Grenada und Trinidad gibt es immer mal wieder Piraterie und wir wollen vorbeugen. So schrauben wir einige Verkleidungen im Boot ab und deponieren dort das mobile Funkgerät, das Sat-Telefon, das Tablet, die Drohne und unsere Geldbörsen. Wir haben ein „Fake-Portemonnaie“, in dem sind abgelaufen Kreditkarten und ein paar Dollars und Euros. Das legen wir offen auf den Navigationstisch….als Einladung, sozusagen 🙂 und hoffen, dass all diese Vorsichtsmaßnahmen nicht benötigt werden.

Pünktlich 14 Uhr holen wir den Anker an Bord und verlassen bei 27 Grad und Dauerregen die Prickly Bay. Es ist furchtbar schwül, alles ist klamm, es gab schon besseres Wetter….

Wir schätzen, dass wir ca 20 Stunden brauchen werden bis in die Ankerbucht von Chaguaramas in Trinidad.

Unterwegs vertreiben wir uns die Zeit mit Lesen, Angeln und ich bastle meine Flaschenpost zu Ende. Die werfe ich auf halben Weg über Bord und hoffe, dass ich irgendwann vielleicht eine Antwort bekomme 🙂

Auf unserer Strecke befinden sich drei große Gasfelder, das Hibiscus Gas Field, das Chaconia Gasfield und das Poinsettia Gasfield, zwei davon verfügen über Offshore Plattformen, sie leuchten im Dunklen wie Tannenbäume. Es wird geraten sich weit östlich dieser Gasfelder zu halten, da die venezolanischen Piraten wohl diese Plattformen als Orientierungspunkte nutzen. Auch kommen wir so der Küste Venezuelas nicht ganz so nahe…

Unser AIS schalten wir stumm, d. h. wir sehen andere Schiffe auf dem Plotter, sind aber für andere nicht sichtbar und mit Einbruch der Dunkelheit bleiben auch unsere Postitonslichter ausgeschaltet. Wir sind so eigentlich unsichtbar unterwegs…ein merkwürdiges Gefühl…so geht es in die Nacht….

Jetzt geht’s ab ins Wasser für unsere Flaschenpost

Eine letzte Nachtfahrt beginnt

26.04.22-Tag 263: St. Georg-Hauptstadt von Grenada

Wir müssen uns mal wieder bei der Immigration an- und gleichzeitig abmelden. Vor Corona konnte man das hier in der Prickly Bay erledigen, aber wie wir gehört haben, ist das Büro hier geschlossen und wir müssen in die Port Louis Marina, ganz in der Nähe der Hauptstadt, St. Georg, fahren. Erst gehts mit dem Dingi zum nördlichen Ende der Bucht, dort ist auch ein Dingi-Dock. Von da aus gehen wir die Straße entlang, wir halten Ausschau nach einem Minibus. Die fahren hier und überall in der Karibik und nehmen jeden mit, der Handzeichen gibt. Der Preis ist viel günstiger, als ein Taxi und es ist auch jedes Mal ein kleines Abenteuer mitzufahren. Meist wird sehr schnell gefahren, überholt, wo man eigentlich nicht überholen sollte, viel gehupt und es läuft laute Musik im Bus.

So kommen wir schnell und preiswert zur Port Louis Marina. Wir sind total angetan von dieser Marina. Alles ist super sauber und gartenähnlich angelegt. Eine richtige Oase….

Das Büro der Immigration ist, dank Hilfe eines netten jungen Mannes, bald gefunden. Wir müssen wieder Zettel ausfüllen. Da wir morgen schon weitersegeln melden wir uns an und gleichzeitig ab. Das Abmeldedokument benötigen wir dann wiederum für die Einreise in Trinidad.

Vor dem Büro lernen wir ein amerikanisches Segelpärchen kennen. Die Beiden wollen zufällig auch morgen nach Trinidad, zu Peakes-Yacht-Service. Genau dorthin wollen wir auch. Dort wird die Minna den Sommer über stehen. Wir tauschen uns ein wenig über die Route nach Trinidad aus. Das Gebiet zwischen Grenada und Trinidad ist für Piraterie bekannt. Wie oft und wann der letzte Vorfall ist, wissen wir nicht, aber wir versuchen jedes Risiko zu vermeiden. So werden wir auch nicht den direkten Weg segeln, sondern etwas östlich an den Gasfeldern vorbei segeln, weil die Piraten scheinbar die Gasplattformen als Anhaltspunkt verwenden und wir weiter östlich auch weiter entfernt von der Küste Venezuelas entfernt sind. Auch werden wir nachts segeln und so weit es machbar ist ohne Beleuchtung und AIS unterwegs sein. Die Amerikaner haben es genauso vor und wir werden uns dann wohl in Trinidad wiedertreffen.

Anschließend laufen wir ca 1 km bis nach St. Georg. Die Stadt ist auch heute noch stark von der britischen Kolonialzeit geprägt und liegt an den Hängen rund um eine natürliche Hafenbucht. Wir schauen Fischern beim Ausnehmen ihres Fangs zu und beobachten das Treiben im Hafen und steigen auf eine Aussichtsplattform. Danach gönnen wir uns ein typisch karibisches Mittagessen. Es gibt Brotbaumfrucht, Yams und Conch-Muschelfleisch (eigentlich ist die Conch eher eine Schneckenart). Dann sind wir gut gestärkt für unsere Rücktour. Nachdem wir noch ein wenig Salat gekauft haben, halten wir wieder einen Minibus an und lassen uns zur Prickly Bay zurückfahren. Heute Abend müssen wir noch reichlich Papiere für die Werft in Trinidad ausfüllen. Wir haben eine Übersicht der Dokumente per Mail von der Werft in Trinidad bekommen. Die heißt es heute Abend abzuarbeiten. Wir müssen den Covid-Test (den wir gestern online gemacht haben und das Ergebnis heute früh da war), unsere Pässe, unsere CovImpfungen, eine Gesundheitserklärung, die Bootsregestrierung, das Clearout-Dokument und einen Floatingplan mailen. Dieser Floatingplan ist ein Formular für die Coastguard und wurde als Schutz vor der Piraterie eingeführt. In diesem Dokument erfassen wir wann wir in Grenada starten, welchen Kurs wir segeln werden, unsere Kontaktdaten incl. MMSI, Sattelefonnummer und Funkkennung. So weiß die Coastguard genau wer unterwegs ist und kann schnell zu Hilfe kommen bei Notfällen, auch sind in dem Formular Notfalltelefonnummern hinterlegt, die wir bei Bedarf übers Sat-Telefon anrufen können. So fühlen wir uns schon ein wenig sicherer.

Morgen werden wir dann noch alles an Wert irgendwo im Boot verstecken und hoffen mal, dass alles gut geht.

Andreas sendet unsere Unterlagen für Trinidad per Mail zur Werft

Prickly Bay am Dingi-Dock

Mit dem Minibus nach Port Louis

Die Marina Port Louis ist super schön

 

Wir klarieren ein und gleichzeitig aus in Grenada

Was für coole Feuerwehren

Frisch gefangen, wird der Fisch hier ausgenommen und verkauft

St. Georg von oben

Diese Hühner haben auch einen guten Ausblick 🤣