02.05.22-Tag 268: hoch hinaus….

Seit vielen Monaten ist unser Ankerlicht am hinteren Mast kaputt. Ganz am Anfang unsere Reise hat es noch funktioniert, irgendwann ging es dann nicht mehr. Wir haben all die Monate beim Ankern die Segellaterne genutzt in der Nacht. Irgendwie haben wir es die ganze Zeit nicht geschafft, oder wir haben es vor uns her geschoben, in den Mast zu steigen und zu schauen, was da los ist. Das soll sich heute ändern. Ich werde nach oben klettern. Andreas sichert mich mit dem Großfall und ich habe mit unserem neuen Bootsmannstuhl ein gutes, sicheres Gefühl. Da wir beide Masten mit Stufen versehen haben, ist das Hochsteigen überhaupt kein Problem. Andreas kommt mit dem Spannen des Falls kaum nach, so schnell kann ich nach oben steigen, dank der Stufen. In ca. 15 Metern Höhe, ganz oben angekommen, habe ich einen herrlichen Ausblick, aber ich bekomme die Kuppel der Laterne nicht auf…also wieder runter und erstmal im Internet recherchiert, wie das wohl zu öffnen ist. Ok, ein Bajonett-Verschluss. Versuch Nr. zwei, ich klettere hoch, Andreas sichert mich. Dann bekomme ich die Kuppel auf und löse die Glühbirne. Nun wieder runter und eine neue Birne in meinen Beutel, den ich mir um den Hals gehängt habe. Dort stecke ich auch gleich noch einen Splint und eine Zange und Schraubenzieher rein, da ich gesehen habe, dass beim Genickstaak, die Verbindung zwischen den beiden Masten, der Sicherungssplint fehlt. Mein Handy nehme ich auch gleich noch mit, um Fotos von oben zu machen. Nun steige ich ein drittes Mal in die Höhe, wechsle die Birne, bringe den Sicherungssplint an und mache ein paar tolle Fotos von oben….die Ankerlaterne funktioniert nun wieder, auch wenn wir sie in der nächsten Zeit nicht brauchen werden….

Andreas bringt heute den Syphon an, auch das ist eine Reparatur die schon lange auf unsere Liste steht. Kühlwasser lief bei ausgeschaltetem Motor zurück und stieg im Wassersammler so weit an, dass der Motor nicht ansprang. Seit dem der Fehler erkannt war, haben wir immer den Zulauf absperren müssen. Dies wird nun durch diesen Syphon nicht mehr nötig sein.

Ich backe in der Zwischenzeit ein letztes Mal ein Brot. So können wir uns für unsere 28 stündige Heimreise übermorgen ein großes „Fresspaket“ machen.

Am Nachmittag bekommen wir von Shanan und Karl Besuch. Die beiden amerikanischen Segler haben wir erst vor ein paar Tagen in Grenada kennengelernt. Sie sind einen Tag vor uns hier eingetroffen und liegen noch am Anker vor der Werft. Sie laden uns für heute Abend zu Essen auf ihre „Moondance“ ein. Da wir kein Dingi mehr zur Verfügung haben (wir liegen ja hoch und trocken an Land) holt uns Karl 18 Uhr am Dingi-Steg ab. Abendessen mit Fahrservice, wunderbar…

Es wird ein schöner Abend mit tollem Essen und Rumverkostung. Karl hat einige verschiedene Rumsorten an Bord. Auch ist es toll nochmal auf dem Wasser zu sein. Alles schaukelt so schön vertraut.

Ich habe eine tolle Aussicht

Karl trompete jeden Abend bei Sonnenuntergang auf seiner Conch, einer großen Muschel, ich versuche es auch mal

01.05.22-Tag 267: ….und weiter geht´s….aufräumen und sortieren….

Heute ist Tag der Arbeit…das nehmen wir sehr ernst und schufften kräftig. Uns bleiben jetzt noch 3 Tage hier an Bord, hoch oben auf dem Bock an Land. Andreas kümmert sich um die beiden Dingi-Außenborder, beide liefen nicht mehr reibungslos….wie oft wir gepaddelt sind, weil mal wieder der Motor vom Dingi gestreikt hat,  kann ich gar nicht mehr zählen. Hier an unserem Liegeplatz auf dem Trockenen haben wir direkt neben uns einen Wasseranschluss, fließend Wasser satt….Süßwasser…was für ein Luxus. Damit kann Andreas endlich mal die beiden Außenborder spülen. Sie sind total verkrustet. Das Salzwasser hat ihnen nicht gutgetan, aber nach einer vernünftigen Reinigung und einigen Spülungen laufen sie wieder einwandfrei. So können wir sie mit ruhigen Gewissen unter Deck verstauen. Ich verschaffe mir heute einen Überblick über unser Material an Bord. Was haben wir noch da? Was müssen wir das nächste Mal mitbringen? Da das Unterwasserschiff mit Antifouling gestrichen werden muss, bevor die Minna im Januar wieder ins Wasser kommt, brauchen wir hier Schaumstoffrollen, Pinsel, Lackierschalen usw. Einiges finde ich in unserer „Werkstatt“, einiges nicht. Das müssen wir dann eben mitbringen oder hier kaufen….

Lange kann ich nicht unter Deck in Kisten und Schränken wühlen, da es einfach viel zu heiß ist. Zwischendurch muss ich immer wieder nach draußen. Wir haben hier ca. 35 Grad und eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit….auch ohne eine einzige Bewegung läuft mir hier der Schweiß….einfach so, so habe ich noch nie geschwitzt, es ist fast nicht zum Aushalten. Abhilfe schafft dann jedes Mal nur der Wasserschlauch. Mit dem schrubbe ich heute auch noch das Deck…und ab und zu halte ich ihn mir über den Kopf….eine Wohltat….

Karin, die deutsche Seglerin verabschiedet sich gegen Mittag von uns. Für die Beiden geht es heute schon zurück nach Deutschland. Wir tauschen die Telefonnummern aus. Sie werden schon im September wiederkommen, vielleicht sieht man sich ja irgendwann mal wieder….

Am Abend bereiten wir uns die letzten paar Kartoffeln zu. Es werden Bratkartoffeln, wir finden auch noch eine Zwiebel dazu….ein leckeres Abendessen ist da noch entstanden….

Inventur, was ist an Bord? Was müssen wir besorgen?

Wir stellen die Minna „auf den Kopf „,alles reinigen, vom Salz befreien und aufräumen

Andreas kümmert sich um die beiden Dingi-Außenborder

30.04.22-Tag 266: aufräumen, aufräumen, aufräumen….

Die erste Nacht an Land liegt hinter uns, es schaukelt nicht mehr…es fehlt uns jetzt schon schon…

Ein paar Tage haben wir jetzt noch Zeit, die Minna aufzuräumen und zu reinigen. Das ist auch bitter nötig, die letzten Monate hat sie ganz schön gelitten. Alles, aber wirklich alles ist voller Salz. Das muss dringend entfernt werden, da Salz bekanntlich Feuchtigkeit anzieht und die können wir hier nicht gebrauchen. Wir lagern die Minna hier bis Januar 2023 ein. Während der Sommermonate wird es hier in Trinidad furchtbar heiß und vor allem sehr feucht. Deshalb müssen wir versuchen sämtliche Feuchtigkeitsquellen zu beseitigen. Auch unsere restlichen Lebensmittel werden wir entweder an einen Mitarbeiter aus der Werft verschenken (er hat uns gestern schon darauf angesprochen) oder noch original verpackte Lebensmittel in gut verschlossene Plastikkisten packen. Diese kleben wir zusätzlich mit Tape ab, um Ungeziefer zu vermeiden.

Jetzt können wir auch endlich unsere Logge, den Geber, der die Geschwindigkeit und die Wassertemperatur anzeigt, von Muscheln befreien. Dieser funktionierte schon einige Wochen nicht mehr, da das Rädchen völlig zugewachsen war. Nun, an Land, können wir diesen Geber ganz entspannt aus dem Rumpf ziehen. So ein Loch im Rumpf, wenn man im Wasser liegt, ist immer etwas spannend…nun ist das Rädchen wieder frei von Bewuchs und funktioniert einwandfrei.

Danach werden die Bodenbretter entfernt und Wasser, dass wahrscheinlich am Mast heruntergelaufen ist, abgesaugt. Wir finden einige Stellen, an denen etwas Wasser steht…

Noch sind wir uns nicht sicher, ob wir einen Entfeuchter organisieren oder ob das nicht nötig ist. Es gibt viele widersprüchliche Aussagen. Manche meinen, sonst würde der Innenraum komplett verstocken und verschimmeln, andere widerrum, sagen sie hatten noch nie solche Probleme hier in Trinidad. Wir haben gestern ein deutsches Seglerpaar kennengelernt, die ihr Boot zum wiederholten Mal hier über den Sommer einlagern und einfach nur gründlich den Innenraum reinigen (alles mit Essigwasser abwaschen), Lebensmittel entfernen bzw. gut verpacken und ihr Boot komplett schließen. Damit haben sie gute Erfahrungen und noch nie Probleme mit Schimmel gehabt…wir werden es wohl auch so handhaben…

Am Abend hat der Werfteigentümer Junior seinen 30. Geburtstag und lädt alle Bootseigentümer ein. Direkt unter dem Travellift findet heute Abend die Party statt. Ein schöner Abschluss für uns 🙂

Die Bodenbretter müssen hoch, etwas Wasser steht hier, das muss raus

Lebensmittel packen wir in Plastikboxen und verschließen diese mit Tape

Dieses kleine Rädchen ist für die Anzeige der Geschwindigkeit zuständig, es war total mit Muscheln besetzt und konnte sich nicht mehr drehen

…und in diesem Durchlass ist es befestigt

Geburtstagsparty unter dem Travellift 😆

 

29.04.22-Tag 266: die Minna auf dem Trockenem

Gestern erst sind wir in der Bucht von Chaguaramas auf Trinidad angekommen, haben letzte Nacht direkt vor der Marina Peak Yacht Service geankert und heute Morgen, 8 Uhr, wird die Minna schon aus dem Wasser gehoben. Wir haben uns für 7 Uhr den Wecker gestellt, um noch in Ruhe frühstücken zu können. Das Funkgerät ist angeschaltet, um zu hören, wenn wir gerufen werden. Pünktlich, 2 Minuten nach Acht, ruft uns Yvanna von der Werft. Sie fragt, ob wir bereit sind und bittet uns Leinen anzubringen. Nun geht alles sehr schnell….wir stellen die Solarpaneele an den Seiten senkrecht, bringen Leinen an und lichten den Anker. Unsere Nachbarn, die Amerikaner, Shanan und Karl, machen derweil Fotos von unserer Fahrt zum Bootslift. Dort warten schon 5 Mitarbeiter der Werft auf uns und nehmen die Leinen an. Wir müssen die Minna verlassen und schauen uns das Schauspiel von Land an.

Es geht sehr profesionell zu, jeder Handgriff sitzt bei den Jungs, ein Taucher überprüft die Gurte auf ihren richtigen Sitz, dann hebt der Kran unsere Minna ganz langsam an. Alle vier Leinen werden gelöst und an Bord geworfen….sie hängt sicher in den Gurten und Stück für Stück geht es in die Höhe. Toll an diesem Travellift ist, dass die Masten nicht gezogen werden müssen, wie wir es aus Deutschland eigentlich gewohnt sind. Das ist jedes Mal ein riesiger Aufwand…das bleibt uns hier erspart. Dieser Kran fährt über das Schiff, nur von drei Seiten, so können die Masten stehen bleiben…perfekt.

Es ist tatsächlich ein emotionaler Moment, nach 9 Monaten auf dem Wasser, steht sie nun an Land. Sie hat uns überall sicher hingebracht, wir hatten keine gravierenden Probleme (mal abgesehen vom Motorschaden in Portugal), sie ist uns ein echtes Zuhause geworden und nun ist die Zeit schon um…

Nachdem sie komplett an Land ist, wird mit einem Hochdruckreiniger das Unterwasserschiff vom Bewuchs befreit. Wir hatten mit wesentlich mehr Pocken und Algen gerechnet. Scheinbar hat das Antifouling ganz Arbeit geleistet…

Nun wird sie mit einem riesigen Trailer an ihren Stellplatz gefahren, dort auf Holzbalken aufgepallt und mit seitlichen Stützen gesichert. Sie steht sicher und der Platz ist zudem auch noch wirklich schön. Wir können von oben direkt aufs Meer schauen.

Den Rest des Tages verbringen wir mit ersten Arbeiten, wie Wäsche waschen (hier gibt es Waschmaschinen und Trockner), Aufräumen, das Salz entfernen, dass irgendwie überall oben und unter Deck ist. Bei den Waschmaschinen lernen wir ein deutsches Pärchen kennen, die auch hier in der Werft ihr Boot liegen haben. Sie sind schon einige Male hier in Trinidad gewesen und können nur Positives über Peak Yacht Service sagen. Das ist auch unser Eindruck. Hier ist alles in top Zustand, die Mitarbeiter sind super freundlich und hilfsbereit und man fühlt sich direkt wohl.

Vor uns liegt der Kran der Werft

Hier kann man den Taucher sehen, der die Gurte anbringt

 

Sieht nicht sehr lecker aus…

Die Algen eines Jahres müssen runter

Die Minna ist an ihrem Sommerliegeplatz angekommen und wird stabilisiert

Ab heute müssen wir über die Leiter an Bord

 

Jetzt heißt es aufräumen